Wenn sich in einer Organisation 100 Personen am Ideenmanagement beteiligen dürfen – wie viele tun dies tatsächlich? Wie groß ist der Anteil derer, die sich an Workshops im kontinuierlichen Verbesserungsprozess beteiligen, die einen Gruppenvorschlag für das betriebliche Vorschlagswesen einzureichen? Wie viele Kollegen diskutieren eine neue Idee auf der elektronischen Innovationsplattform?
Die Antwort lautet: Es hängt von der Organisation ab. Die Ideenmanagement Studie 2018 ist die aktuell umfangreichste empirische Erhebung zum Ideenmanagement im deutschsprachigen Raum. Hier finden wir Organisationen, die kaum über null Prozent Beteiligung kommen. Andere Organisationen berichten von stolzen 100 Prozent Beteiligung: Jeder macht im Ideenmanagement mit.
Was ist also die optimale Beteiligungsquote? Welchen Anteil an Beteiligten sollte eine Organisation für ihr Ideenmanagement anstreben?
Das hängt in hohem Maße von den Zielen ab, die eine Organisation für ihr jeweiliges Ideenmanagement verfolgt.
In einigen Organisationen ist das Ideenmanagement hauptsächlich ein Führungsinstrument. Ziel ist es, die Betroffenen zu Beteiligten zu machen und den Mitarbeitern Möglichkeiten zu eröffnen, sich in die Weiterentwicklung der Organisation einzubringen. Für diese Organisationen gilt: Je mehr Beschäftigte sich beteiligen, desto eher wird das Ziel erreicht. Hier sind 100 Prozent die optimale Beteiligungsquote.
In anderen Organisationen ist das Ideenmanagement ein Rationalisierungsinstrument. Die Organisation soll möglichst effizient arbeiten. Dazu werden die Ideen und die Expertise der Mitarbeiter gebraucht. Wenn in diesen Organisationen die Beteiligung zu gering ist, dann finden sich im Ideenmanagement nur die Sichtweisen einzelner Beteiligter wieder. Es fließen nicht die Ideen und die Expertise aus allen Abteilungen und allen Funktionsbereichen ein. In einigen Organisationen gilt beispielsweise das Betriebliche Vorschlagswesen als „etwas für die Arbeiter“. In diesen Organisationen fehlen Vorschläge und Impulse für das Ideenmanagement, die aus einem betriebswirtschaftlichen, juristischen oder vertrieblichen Hintergrund stammen. Wenn in diesen Organisationen die Beteiligung sehr hoch ist, dann ist viel Aufwand für die Verwaltung und Begutachtung zu leisten. Bei einer hohen Beteiligungsquote kommen notwendig auch viele Ideen von Einreichern, die im Entwickeln von Ideen nicht ganz so kompetent sind. Vielleicht werden sogar Ideen eingereicht, nur um das Abteilungsziel für die Beteiligungsquote zu erreichen. Eine zu hohe Beteiligungsquote kann also die Wirtschaftlichkeit des Ideenmanagements gefährden.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Was ist die optimale Beteiligungsquote für ein möglichst wirtschaftliches Ideenmanagement?
Als Kennzahl für den wirtschaftlichen Erfolg des Ideenmanagements wählen wir für diesen Blog-Beitrag den Return on Investmenent (RoI), der die Frage beantwortet: Wenn eine Organisation einen Euro für das Ideenmanagement ausgibt – wie viele Euro bekommt sie dann als wirtschaftlichen Nutzen aus dem Ideenmanagement?
Aus den Daten der Ideenmanagement Studie 2018 wurde dies Schaubild generiert. Es zeigt an, wie hoch der RoI im Durchschnitt bei Organisationen mit entsprechenden Beteiligungsquoten ist.
Der Return on Investment ist gering bei einer Beteiligungsquote von fünf Prozent oder zehn Prozent, aber auch bei einer Beteiligung von 70 % und mehr. Das hatten wir bereits vermutet.
Die optimale Beteiligungsquote liegt zwischen 30 % und 50 %. Hier können Organisationen 3,5 € für jeden Euro erwarten, den sie in das Ideenmanagement investieren.
Ähnlich sieht es aus, wenn man nicht den Return on Investment, sondern den berechenbaren Nutzen pro Mitarbeiter und Jahr als Kenngröße für den wirtschaftlichen Nutzen des Ideenmanagements wählt. Näheres finden Sie im Video https://youtu.be/Hg66ISEvKuo auf dem YouTube-Kanal des Verfassers.
Fazit
Eine zu geringe Beteiligung am Ideenmanagement begrenzt die unterschiedlichen Sichtweisen und damit den wirtschaftlichen Erfolg des Ideenmanagements. Eine zu hohe Beteiligung allerdings bringt einen zu hohen Aufwand für die Verwaltung und Begutachtung der Ideen mit sich und wirkt sich deutlich negativ auf den RoI des Ideenmanagements aus.
Die optimale Beteiligungsquote für ein wirtschaftliches Ideenmanagement liegt zwischen 30% und 50%.