
Im Kontext von Ideenmanagement-Modellen stehen immer wieder Prämienmodelle und Anreizsysteme im Fokus. Sie haben grundsätzlich zum Ziel, Mitarbeiter zu einem bestimmten Verhalten anzuregen, wie beispielsweise sich mit Ideen an der Gestaltung und Veränderung des Unternehmens über ihre normale Arbeitsaufgabe hinaus zu beteiligen. Aber Vorsicht vor dem Kobra-Effekt ...
Kennen Sie den "Kobra-Effekt"?
Ein Prämienmodell basiert in der Regel auf Annahmen über dessen Motivations- und Verstärkungskraft. Übertragen auf eine interne Zielgruppe im Ideenmanagement wird ein gewünschtes Verhalten damit antizipiert. Einige Prämienmodelle sind ja auch sehr erfolgreich und haben ihre Daseins-Berechtigung. Doch Vorsicht: Allzu schnell entfalten manche Prämienmodelle eine gegenteilige Wirkung als beabsichtigt - diese dann wieder rückgängig zu machen, gestaltet sich nicht zuletzt auch aufgrund der gesetzlichen Mitbestimmung schwierig. Und im Extremfall erreicht man dann genau das Gegenteil - Demotivation. Es gilt, den sogenannten Kobra-Effekt zu vermeiden.
Der Kobra-Effekt ist ein Begriff der erstmals von dem Wirtschaftswissenschaftler und ehemaligem Mitglied der fünf Wirtschaftsweisen Prof. Dr. Dr. h.c. Horst Siebert (†), emeritierter Präsident des Instituts für Weltwirtschaft im Kontext der Frage nach richtigen und verfehlten Anreizen der Wirtschaftspolitik erwähnt wurde. Er geht auf ein Ereignis aus der britischen Kolonialzeit in Indien zurück:
Die Briten waren nicht sehr angetan von den Kobras, die nun mal in Indien beheimatet sind. Um die Kobra Population nachhaltig zu reduzieren, setzten sie eine Kopfprämie für jede getötete Kobra aus. Soweit so gut, nur hatten die Briten in diesem Fall offensichtlich nicht mit der Innovationskraft der Inder gerechnet. Diese entwickelten auf Basis der Kopfprämie ein ganz einfaches und höchst ertragreiches Geschäftsmodell. Anstatt die Kobras in der Wildnis zu jagen und töten, züchteten sie schlichter Hand Kobras, die sie töteten und strichen so die Kopfprämie für ihre Zuchtkobras ein. Als die Kopfprämie von den Briten abgeschafft wurde, rechnete sich dieses Geschäftsmodell für die Inder nicht mehr und die gezüchteten Kobras wurden einfach freigelassen. Am Ende des Tages sahen sich die Briten mit einer deutlich höheren Kobra Population in Indien konfrontiert als zu Anfang.
Das Prämienmodell im Ideenmanagement: Besser oder "verschlimmbessert"?
Ein ähnlicher Effekt kann eintreten, wenn Sie in Ihrem Prämienmodell auch Elemente einer Kopfprämie wie beispielsweise eine Prämie für jede eingereichte Idee/Innovation einbauen. Nehmen Sie dann noch die Anzahl der Ideen als einen Indikator für die Innovationsaktivität und integrieren diese Kennzahl z.B. in Zielvereinbarungen, dann könnte Ihr Kobra Effekt bereits lauern. Denn: Auf der einen Seite erzeugen Sie damit mit Sicherheit viele Ideen; über die Qualität dieser Ideen andererseits müssten Sie sich Gedanken machen. In Summe also erzeugen Sie durch die Bearbeitung dieser überdurchschnittlich vielen Ideen entsprechend hohe Prozesskosten und dann auch noch die Unzufriedenheit der bei dem Prozess nachgelagerten Personen. Resultat: Der gewünschte Effekt, wie beispielsweise die Erhöhung des Nutzens, bleibt aus. Sie und einige andere Beteiligte haben deutlich mehr Arbeit. Und mehr Kosten erzeugt es auch.
Fazit:
Das Beispiel des Kobra Effekts zeigt also, dass gut gemeinte Anreize nicht immer die gewünschte Wirkung und sogar einen negativen Effekt haben können. Mein Tipp an Sie: Motivation ist grundsätzlich gut und hilfreich - wenn Sie gezielt, dosiert und mit Fingerspitzengefühl eingesetzt wird. Achten Sie also künftig bei der Auswahl von Kennzahlen zur Steuerung Ihres Ideenmanagements sehr genau darauf, welche Wirkungen diese in Kombination mit einem Prämienmodell und Zielen/Zielvereinbarungen erzeugen bzw. erzeugen könnten. Denn kein Mensch braucht zu viele Kobras in seinem Wirkungsbereich.
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Innovationen im Ideenmanagement – 13 Tipps wie Sie erfolgreich motivieren!