Ein Profitcenter ist ein organisatorischer Teil eines Unternehmens, für den eine eigene Gewinn- und Verlustrechnung aufgestellt wird. Verantwortung aber auch Entscheidungsbefugnis werden in hohem Maße an das Profitcenter übertragen, so dass es zu einer relativ selbständigen Einheit wird, deren Leistung anhand von Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen beurteilt werden kann und sich so besser steuern lässt.
Im Ideenmanagement ist dieser Ansatz jedoch nicht weit verbreitet. Nur eins von zwei Ideenmanagements ist als Profitcenter organisiert, wie die Ideenmanagement-Studie 2016 der FOM und HLP belegt.
Quelle: Erfolgsfaktoren im Ideenmanagement, Nils Landmann und Prof. Dr. Hans-Dieter Schat
Was genau bedeutet das für das Ideenmanagement?
Will ein Ideenmanagement als Profitcenter agieren, müssen im Vorfeld:
- Kostenarten und -blöcke identifiziert werden
- Ertragsarten und -blöcke identifiziert werden
- Gewinn- und Verlustrechnungen aufgestellt werden
- eine Business Planung samt Budgetierung erstellt werden
- eine Investitionsplanung getätigt werden
- die Rolle des Ideenmanagers – vom Verwalter zum Manager stattfinden
- Einflussfaktoren auf den Erfolg des Profitcenters Ideenmanagement identifiziert werden
Vereinfacht werden alle Kosten, die das Ideenmanagement verursacht, dem Profitcenter genauso zugeschrieben wie alle Einsparungen.
Folgende Kostenarten sind typischerweise bei einem Ideenmanagement Profitcenter zu betrachten:
- Prämien
- Marketing
- Externe Dienstleistungen, einmalig und laufend
- Direkte Personalkosten der Ideenmanager
- Kalkulatorische Personal- und Prozesskosten, einmalig und laufend
- IT Investitionen
- IT Betrieb
- Gemeinkostenumlagen
Auf der Ertragsseite stehen typischerweise die berechenbaren Einsparungen. Eine Ausweisung der nicht-berechenbaren Einsparungen als oftmals auch in EURO ausgedrücktem Nutzen ist nicht empfehlenswert. Dies widerspricht üblichen Kalkulationsgrundlagen im Controlling und im Management. Es führt zu einem erhöhten Kommunikationsbedarf und darüber hinaus birgt es die Gefahr, das Zahlen aus dem Ideenmanagement als „schöngerechnet“ wahrgenommen und somit auch nicht ernstgenommen werden.
Wie Budgets identifizieren?
Für die Erstellung von Budgets sind Annahmen erforderlich, die sich im Idealfall von Zielen bzw. Zielkorridoren ableiten lassen. In der Praxis kommt es häufig vor, dass viele Organisationen einen Einsparungswert für nicht-berechenbare Ideen ausweisen.
Tipp: Arbeiten Sie nicht mit konkreten Zielen in Ihrer Business Planung, sondern mit Zielkorridoren.
Empfohlene Zielwerte für Korridore in einer Ideenmanagement Business Planung sind
- die Beteiligungsquote
- die Realisierungsquote
- die durchschnittliche berechenbare Einsparung/Mitarbeiter
Aus diesen Zielwerten können über Durchschnittswerte aus der Vergangenheit oder Werten aus Benchmark-Studien konkrete Ertragsszenarien erstellt werden.
Kosten-/Nutzenbetrachtungen des Ideenmanagements sind in der Praxis schon häufig anzutreffen. Allerdings werden dabei oftmals nicht alle Kosten betrachtet. Insbesondere die Kosten für die Bearbeitung von Ideen werden unserer Erfahrung nach nicht betrachtet. Diese sind aber für Optimierungsansätze von höchster Bedeutung, da sie erfahrungsgemäß den größten Kostenblock eines Ideenmanagements darstellen. Werden insbesondere die kalkulatorischen Bearbeitungskosten von Ideen mit einbezogen, dann ergibt sich daraus automatisch eine andere Sichtweise auf die eigenen Prozesse. Hier steckt mit Abstand das größte Optimierungspotential. In der Praxis ist der eigene Prozess aber nur selten Betrachtungsgegenstand von Optimierungen.
Vorteile eines Profitcenter Ansatzes
Quelle: Erfolgsfaktoren im Ideenmanagement, Nils Landmann und Prof. Dr. Hans-Dieter Schat
- Der Beitrag des Ideenmanagements zur Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) der Organisation ist sofort ersichtlich
- Ein positiver Return-on-Investment (kurz:ROI) Ihres Ideenmanagements vereinfacht die Argumentation von Budgets und hilft beim Imagewandel ihres Ideenmanagements
- Sie sind mit dem Ideenmanagement weniger angreifbar in Krisenzeiten oder bei Führungswechseln
- Die Betrachtung auf Basis eines Profitcenter Ansatzes ermöglicht es Ihnen, ganz konkret entlang der Kosten- und Nutzenarten Ihr Ideenmanagement zu optimieren
Fazit
Organisationen ohne Orientierung an dem Profitcenter-Ansatz im Ideenmanagement haben absolut betrachtet eine deutlich geringere durchschnittliche berechenbare Einsparung pro Mitarbeiter und eine geringere Beteiligungsquote. Statistisch betrachtet scheint die Ausrichtung an dem Profitcenter Ansatz keine deutlichen Unterschiede im Ideenmanagement zu bewirken.
Wenn also Organisationen und / oder Ideenmanager sich streng auf die wirtschaftlichen Resultate im engeren Sinne konzentrieren – dann ist eine Organisation des Ideenmanagements als Profitcenter die Option der Wahl.