Wenn uns die aktuelle Krise eins zeigt: Dann dass es dringend gilt, alt hergebrachte Prozesse und Produkte zu verbessern. Bereits vor der Corona-Pandemie erhöhten Veränderungen wie Digitalisierung, Industrie 4.0 sowie der zunehmende Einsatz vernetzter Technologien in unserer Gesellschaft den Veränderungs- und Anpassungsdruck in Organisationen und machten insbesondere vor dem Ideenmanagement und betrieblichen Vorschlagswesen (IDM/BVW) nicht halt.
Je nach Branche wirkt dieser Druck in unterschiedlicher Intensität und Dringlichkeit.
Warum kann IDM/BVW eine Lösung sein?
Prinzipiell ist festzuhalten, dass Organisationen besonders in schwierigen Zeiten, innovativ sein müssen! Der steigende Digitalisierungsgrad in der Wertschöpfungskette wird dadurch noch einmal verstärkt und vorangetrieben. Die Dringlichkeit, neue Produkte, Prozesse und Geschäftsmodelle erfolgreich auf den Markt zu bringen, führt in der Praxis daher zu einer vermehrten Annäherung bis hin zu einer Verschmelzung von Ideenmanagement und Innovationsmanagement.
Doch in vielen Organisationen ist das Ideenmanagement tatsächlich starr und unflexibel und hat daher ein schlechtes, verstaubtes Image. Es unterstützt die Organisation zwar in einem bestimmten Prozess, führt aber oft nur als Insellösung ein Dasein abseits der hauptsächlich befahrenen Routen des Unternehmensschiffs.
Insel bereits in Gefahr
Die Folge ist, dass der Wasserpegel steigt: Die Ideenmanagement-Insel ist massiv gefährdet. Es droht sogar ihr Untergang, wenn keine entsprechenden Schritte eingeleitet werden. Die Schlussfolgerung muss sein, bildlich gesprochen, zukunftsfähige Dämme zu errichten, damit die Insel nicht fortgespült wird.
Segen und Fluch zugleich ist dabei, dass das IDM/BVW mitbestimmungspflichtig ist – es ist ein konstantes Thema, sobald es einmal eingeführt ist und wird nicht so leicht von Modeerscheinungen weggefegt. Es ist positiv, dass das IDM/BVW auf Basis von Betriebsvereinbarungen (oder im öffentlichen Dienst durch Dienstvereinbarungen) fest in den Organisationen verankert ist. Gleichzeitig ist das aber auch das Manko, das das negative Image fördert.
Segen der Mitbestimmung:
- Thema ist konstant
- Übersteht Modewellen
- Kann nicht einfach so abgeschafft werden
- Fest in der Organisation verankert
- Basis sind Betriebsvereinbarungen
Fluch der Mitbestimmung
Änderungen sind im IDM/BVW tatsächlich vergleichsweise träge und zäh umsetzbar, da sie in aller Regel mit einer neuen Betriebsvereinbarung verbunden sind. So ist die Methode bedauerlicherweise häufig ein Spielball der Unternehmenspolitik - sowohl in Verhandlungen zwischen den Sozialpartnern, aber insbesondere in Großunternehmen auch innerhalb der Arbeitnehmervertretungen selbst. Auf beiden Seiten wird IDM/BVW zu häufig als Verhandlungspfand eingesetzt, um damit andere Themen und Entscheidungen durchzudrücken.
Veränderungen nicht aufschieben
Auch wenn bereits das Bewusstsein vorhanden ist, dass Veränderungen am IDM/BVW nötig sind, wurde das Thema noch zu oft auf die lange Bank geschoben. Die Gestaltung und Verhandlung einer neuen Betriebsvereinbarung für das Ideenmanagement/BVW wird viel zu oft von den Verantwortlichen insbesondere auf der Arbeitgeberseite als „Generationenprojekt“ vermieden und als potentieller Karrierekiller betrachtet. Deutliche Veränderungen im Ideenmanagement, die mit dem Abschluss einer neuen Betriebs- oder Dienstvereinbarung verbunden sind, bergen das Risiko, dass man sich als Ideenmanager/-in weder auf der Arbeitgeber- noch auf der Arbeitnehmerseite beliebt macht. Alles also Gründe, warum IDM/BVW als Insel isoliert abseits der üblichen Routen liegt und sich Veränderungen nur sehr langsam – wenn überhaupt – durchsetzen lassen.
Da der Veränderungsdruck aber akut ist, werden Neuerungen zwangsweise kommen müssen. Andernfalls läuft IDM/BVW Gefahr, marginalisiert und gegebenenfalls auch komplett abgeschafft zu werden. Das wäre sicher auch die die logische Konsequenz, wenn sich nichts ändert. Andere Themen wie das Innovationsmanagement sind gerade mehr „in Mode“ und haben ein besseres Image. Oder aber sie liefern - wie beispielsweise im Bereich Lean Management - schnellere und nachvollziehbarere Ergebnisse für das Management.
Einzigartiger Return on Investment
Dabei liefert das IDM/BVW einzigartige Möglichkeiten – zum einen für die Arbeitnehmerseite, unter anderem durch die Mitbestimmungspflicht, aber zum anderen auch für das Management. Es ist eine Methode, die geradezu dafür prädestiniert ist, einen Teil der neuen Anforderungen, die auf Unternehmen zurollen, zu bewältigen - sofern sie richtig angewandt wird. Wird nicht reagiert, droht die Konsequenz, dass die Insel IDM/BVW untergeht. Dabei ist der Return on Investment beachtlich: Der Return on Investment auf Basis einer Vollkostenrechnung liegt Studien zu Folge zwischen 1,5 und 2,5 (Vgl. Landmann N, Schat HD (2018): Ideenmanagement Studie 2018). Es rechnet sich also auch wirtschaftlich, das IDM/BVW vernünftig aufzusetzen.
Eine Annäherung an Themen wie Innovationsmanagement, Lean und agile Methoden ist nötig, damit die Insel nicht trockengelegt und Innovation an anderer Stelle im Unternehmen generiert wird. Was müsste sich also verändern, um das Ideenmanagement erfolgreich in neue Zeiten zu führen?
Flexibel werden, Chancen nutzen
Ein zu lösendes Problem ist etwa die Prämienzahlung pro Idee beim IDM/BVW. Speziell diese Form des Anreizsystems führt zum Konflikt bei der Bewertung der Methode und sollte geändert werden. Zudem müssen Prozesse flexibilisiert werden, mit denen Ideen bewertet werden: Ein starrer Prozess für alle Arten von Ideen ist nicht mehr zeitgemäß.
Prämisse muss sein, die Idee flexibel an Entscheidungspunkten anzuschauen und dafür zu sorgen, dass die Idee bekommt, was sie braucht, um sie schnell in einen entscheidungsfähigen Zustand zu bringen und sie dann so zügig wie möglich umzusetzen.
Wird es zeitgemäß verbessert, kann das Prozessmodell auch beispielsweise für Lean-Ansätze verwendet werden.
Was muss passieren, damit die Chance für einen Neustart genutzt werden kann?
- Prozessflexibilisierung
- Integration mit anderen Prozessen
- Veränderung des Anreizmodells weg von Prämierung einzelner Ideen hin zu einem integrierten und anschlussfähigen Anreizmodell
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